Rundbriefe - Biologische Schutzgemeinschaft - Vereinigung für Natur- und Umweltschutz zu Göttingen e. V.

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Rundbriefe

Rundbrief 1/2024

Liebe Mitglieder und Freund*innen der BSG!

Wir freuen uns außerordentlich, dass wir aufgrund der guten Finanzlage zum ersten Mal in unserer 40-jährigen Vereinsgeschichte eine Dauerstelle bei der BSG einrichten konnten: Zur Unterstützung der wichtigen Geschäftsstellenarbeit beschäftigen wir seit Mitte Januar Melanie Klock (29) als unbefristete Kraft. Melanie hat Landschaftsökologie in Oldenburg studiert und verfügt bereits über eine Menge Erfahrung im praktischen Naturschutz, in der Umweltbildung sowie in der Verbändearbeit. Sie hat aktuell eine halbe Stelle in einem Göttinger Landschaftsplanungsbüro inne und arbeitet zusätzlich 12 Wochenstunden für die BSG. Wir sind glücklich, dass wir mit Melanie eine sehr engagierte und fähige Mitarbeiterin bekommen haben, die enorm motiviert ist, eine positive Ausstrahlung hat und insgesamt gut zu uns passt!

Beweidungsprojekt
Die Beweidung in diesem Winter sorgte durch den frühen Wintereinbruch im November und auch später im Januar für etliche Mehrarbeit. Der Schnee selber stellt für die Skudden kein Problem dar, diese sind aufgrund ihrer Wolle bestens geschützt. Auch die große Regenmenge Ende Dezember war verkraftbar. Allerdings hat sich eine Herde im Januar sehr wahrscheinlich an Clostridien (Bakterien) infiziert und mehrere Tiere sind verendet. Im Februar hat der Fuchs auch noch einige Lämmer gerissen.
Trotz alldem freuen wir uns schon auf die erstmalige Beweidung des Stanebergs bei Groß Lengden. Dieser Magerrasen mit Vorkommen von u. a. Bienen-Ragwurz, Fliegen-Ragwurz und Großem Windröschen wird schon seit Jahrzehnten von der BSG gepflegt, in der Vergangenheit fand hier eine unzureichende Pferdebeweidung statt.

Arbeitskreis Wildbienen
Ein wichtiger Fokus unserer Arbeit bleibt die Erforschung der regionalen Wildbienen-Fauna. Südniedersachsen ist u. a. durch die geographische Lage und die Ausstattung insbesondere mit Magerrasen mit jahrhundertelanger Weidetradition (z. B. am Südharzrand) prädestiniert für das Vorkommen von Wildbienenarten, die im restlichen Niedersachsen fehlen. Ende 2023 wurden einige besonders herausragende Nachweise in einem Artikel in der Fachzeitschrift „Ampulex“ veröffentlicht (Autoren: Fionn Pape, Thomas Fechtler & Christoph Bleidorn): Drei Wildbienenarten, die landesweit über 100 Jahre als verschollen bzw. ausgestorben galten, und Erstnachweise von drei Wildbienen- bzw. Wespenarten für Niedersachsen. Besonders hervorzuheben ist der Wiederfund der Ockerköpfigen Herbstsandbiene (Andrena simillima) im NSG „Steinberg bei Scharzfeld“, die Art ist bundesweit „vom Aussterben bedroht“ und ansonsten nur noch aus Bayern und Thüringen rezent bekannt. Der Nachweis ermöglicht nun, das Pflegemanagement im Gebiet so zu gestalten, dass die ökologischen Ansprüche dieser extrem seltenen Wildbienenart und vieler weiterer Insektenarten berücksichtigt werden. Der Artikel über die Neu- und Wiederfunde stieß auf großes Interesse und wurde auch in der lokalen und sogar überregionalen Presse breit aufgegriffen – ein schöner Erfolg.
Und auch Botanische Gärten sind Hotspots der Biodiversität: Sowohl im Alten Botanischen Garten (ABG) als auch im Experimentellen Botanischen Garten (EBG) gelangen Wiederfunde verschollener Wildbienenarten, die nun im Rahmen der wunderbaren Zusammenarbeit mit den Kustodien der Gärten gezielt gefördert werden. Die herausragende Bedeutung der Botanischen Gärten auch für den Naturschutz wird hier wieder einmal deutlich.

ak-wildbienen@biologische-schutzgemeinschaft.de: Für das Sommerhalbjahr ist derzeit die Erstellung eines Exkursionsprogrammes in Planung.

Rebhuhnschutzprojekt
Die große Politik wirkt auch bis in unsere lokalen Projekte hinein: Nach den Bauernprotesten wurde die wichtigste Errungenschaft der Agrarreform für die Biologische Vielfalt gekippt: Die EU-Kommission hat die Verpflichtung zur Brache (4% der Ackerfläche) quasi über Nacht abgeschafft. Damit wurde dem Rebhuhnschutzprojekt und auch seinen bundesweiten Partnern im neuen Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ eine der wichtigsten Grundlagen entzogen. Die zweite schlechte Nachricht kam aus Hannover: Das Geld für Agrarumweltmaßnahmen wurde weitgehend ausgegeben. Die hier von uns in Göttingen entwickelte Maßnahme für den Schutz von Feldvögeln, die strukturreiche Blühfläche, wird z. Zt. nicht mehr angeboten. Ein Brief an die niedersächsische Landwirtschaftsministerin hat zumindest das zweite Problem entschärfen können: Landwirte, die mit dem Rebhuhnschutzprojekt zusammenarbeiten, dürfen weiter Blühflächen beantragen. So erzielen Landwirte immerhin gewisse Privilegien, wenn sie mit uns kooperieren.

Arbeitskreis Biotoppflege
Unser AK Biotoppflege hatte in 2023 ein absolutes Rekordjahr: Bei insgesamt 18 Pflegeeinsätzen wurden von 138 verschiedenen Aktiven 1590 Stunden in unseren rund 20 Pflegegebieten gearbeitet. Viele Gebiete befinden sich in einem sehr guten Zustand: Das große Engagement führt dazu, dass auch Teilbereiche gepflegt werden konnten, die in früheren Jahren nicht geschafft wurden. Viele besonders seltene und gefährdete Arten haben dadurch nun sehr gute Bedingungen.
Besonders erfreulich ist die großartige Unterstützung bei der Organisation und Leitung der Einsätze. Viele Aktive engagieren sich auf vielfältige Weise sehr zuverlässig – ein riesiges Dankeschön! Der praktische Naturschutz als Kernaufgabe der BSG ist damit sehr gut für die Zukunft aufgestellt.
Wer sich für eine Mitarbeit im Arbeitskreis interessiert, kann sich an ak-biotoppflege@biologischeschutzgemeinschaft.de wenden.

Guuuuhk: Komischen Kauz gehört? Neues Eulenprojekt startet!
Der Steinkauz Athene noctua gilt als Sinnbild der Göttin Athene und verkörpert Weisheit und Schläue, weshalb der kleine Kauz in vielen Kulturen ein hohes Ansehen genießt und noch heute die griechische 1€-Münze ziert. Vor ca. 40 Jahren ist der Steinkauz in Südniedersachsen ausgestorben. Der Grund: Verlust von Grünland und Homogenisierung der Kulturlandschaft als Folge der großflächig intensivierten Landnutzung durch den Menschen. Doch es gibt Hoffnung: Die Populationen nehmen in manchen Bundesländern, insbesondere im benachbarten NRW aus nicht ganz geklärten Gründen, wieder zu und auch in Südniedersachsen gibt es erfreulicherweise wieder einzelne Nachweise!
Um in der Region die Wiederbesiedlung durch den sympathischen kleinen Racker unterstützen zu können, sind wir auf ihre Hilfe angewiesen. Haben Sie vielleicht geeignete Lebensräume (dörfliches Mosaik aus Weideland und alten Obstbäumen abseits von Wald) in ihrem Wohnort oder in der Umgebung, wo Sie in der Vergangenheit des Nachts Eulenrufe hören konnten? Gehen sie der Sache doch gern noch einmal nach und teilen Sie uns ihre Funde mit, am besten auch mit einer Tonaufnahme der Rufe. Über zahlreiche Rückmeldungen würden wir uns sehr freuen!

Meilenstein: 200 Mitglieder!
Über die letzten Jahre hat die BSG kontinuierlich Mitglieder gewonnen und vor kurzem war es dann soweit: Wir konnten unser Mitglied Nr. 200 begrüßen! Damit ist die BSG weiterhin ein kleiner Verein, aber dafür umso aktiver. Wir freuen uns sehr, dass viele unserer neuen Mitglieder das Vereinsleben auch auf vielfältige Weise aktiv mitgestalten. So kann es weitergehen!

Nun wünschen wir uns zahlreiche Teilnahme an unseren Veranstaltungen und wünschen Euch und Ihnen einen naturkundlich ereignisreichen Sommer.

Herzlich grüßt für den gesamten Vorstand
Waltraud Gradmann
Mitglieder der BSG erhalten halbjährlich unseren Rundbrief mit allen Neuigkeiten der BSG sowie unser Programm schriftlich per Post. Für viele Personen besitzt es einen eigenen Wert diese Informationen Schwarz auf Weiß in Händen zu halten. Dies wollen wir bei unseren Mitgliedern gerne weiter so handhaben.

Sollte aber jemand auch mit einer digitalen Version per E-Mail zufrieden sein, kann man sich gerne hier dafür anmelden. Zukünftig erhalten Sie dann halbjährlich unser Programm und den Rundbrief als pdf-Datei zugesandt. Dadurch ersparen Sie uns etwas Arbeit, dem Verein das Porto und der Umwelt das Papier.

Ebenso können sich natürlich auch alle interessierten Nichtmitglieder anmelden.

© Biologische Schutzgemeinschaft Göttingen
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